Lokal und global: UNIC und BFI zeigen Kinos als Kraft in den Gemeinden
Mit ihrer jüngsten Studie haben der Kinoverband International Union of Cinemas (Union Internationale des Cinémas, UNIC) und das British Film Festival (BFI) mit Zahlen und Fakten etwas untermauert, von dem Kinogänger schon lange überzeugt waren: Kinos sind mehr als nur Unterhaltungsstätten. Vielmehr schaffen sie durch ihre Rolle in der Gesellschaft etwas ganz Besonderes. Sie sind eine unterschätzte, aber unverzichtbare Bereicherung für jede Gemeinde.
Positive Wirkung in die Gesellschaft hinein
Für Arthouse-Kinos in angesagten Stadtvierteln galt das zwar schon immer, da sie sich offensichtlich perfekt in das klar definierte kulturelle Ökosystem dieser Communitys einfügen. Doch können wir dem lokalen Multiplex-Kino die gleiche positive Wirkung für die Gesellschaft zugestehen? Es scheint ganz so zu sein.
Es lohnt sich, die Studie von BFI und UNIC komplett zu lesen. Denn sie zeigen mit gut recherchierten Details, wie Kinos mit Innovationen auf neue Herausforderungen reagiert haben und gleichzeitig ein fester und verlässlicher Raum inmitten turbulenter Veränderungen geblieben sind.
Genau diese Kontinuität ist für ein Gemeinwesen überaus wichtig. Während Restaurants kommen und gehen, Modeketten modisch kurzlebig sind und Online-Shopping die Bedeutung des Einzelhandels schwächt, steht das Kino trotz seiner Höhen und Tiefen für eine Stabilität, die wertgeschätzt wird. Die Studie des BFI zeigt, dass Nutzer aller Kinoarten bereit wären, pro Jahr 22,07 Euro (14,56 US-Dollar) dafür zu spenden, dass ihr örtliches Kino nicht zweckentfremdet wird. Eine Mehrheit (63 %) gab außerdem an, dass allein schon die Existenz eines Kinos sie mit Stolz auf ihren Ort erfüllt. Der Wert stieg auf 70 %, wenn zum Kino auch ein sozialer Treffpunkt wie ein Café oder eine Bar gehörte.
Anstoß für Konsumfreude
Das Publikum schätzt das Kino zwar instinktiv als besonders sicheren Ort, wo man sich darauf verlassen kann, erstklassige Unterhaltung zu einem festen Preis zu erleben. Doch es weiß auch, wie selten so etwas ist und um wie viel ärmer die eigene Gemeinde ohne dieses Angebot wäre. Dank dieser Studien wissen wir nun genau, um wie viel ärmer.
Laut der Studie brachten Kinos ihren Gemeinden einen Mehrwert in Höhe von 689.700 Euro (767.415,40 US-Dollar) pro Kino und Jahr zusätzlich zu der Wertschöpfung, die ein durchschnittliches Kino aus dem Verkauf von Eintrittskarten und verbundenen Umsätzen generiert. Und zwar 689.700 Euro, noch bevor Besuche in Geschäften, Cafés, Restaurants und Bars in der Nähe hinzugerechnet werden. Kinos stehen im Epizentrum einer Konsumfreude, die täglich rund um jede Vorstellung dutzende Male angestoßen wird.
Alle diese Ausgaben am Ort schaffen dort auch Arbeitsplätze. Laut UNIC beschäftigen die Kinos in Frankreich, Deutschland, Spanien, Italien und dem Vereinigten Königreich fast 100.000 Menschen.
Vielleicht ist dies ein weiterer Unterschied zwischen Kino und Streaming: Kinos sind lokal und global zugleich. Sie zeigen uns einerseits den neuesten, weltweit größten Blockbuster mit Lasertechnik und Starbesetzung und beschäftigen dabei auch unsere Freunde und Nachbarn. Ein Großteil ihrer Wertschöpfung in der Gemeinde bleibt in der Gemeinde. Das ist einzigartig für ein Massenmedium und kommt im Businessplan für Online-Angebote nur sehr selten vor.
Konsumenten aller Inhalte, Medien und Freizeitangebote
Wie die UNIC-Studie deutlich macht, nehmen Kinos vor Ort einen Raum zwischen Kunst und Medien ein, und die Kinogänger von heute sind begeisterte Konsumenten aller Inhalte, Medien und Freizeitangebote. Hier lohnt sich ein direktes Zitat aus der Studie: „72 % der Kinogänger sind Gamer, unter den Nicht-Kinogängern liegt der Anteil der Gamer dagegen bei 51 %. Bei transaktionalem Video-on-Demand (TVOD) ist die Wahrscheinlichkeit, dass Kinogänger Inhalte über VOD kaufen, doppelt so hoch wie bei Nicht-Kinogängern (53 % gegenüber 27 %). Was den neuesten Trend zu FAST-Kanälen (Free-Ad-Supported Streaming) angeht, so nutzen 42 % der Kinogänger dieses Angebot, gegenüber 27 % bei den Nicht-Kinogängern. Kinogänger begeistern sich auch für Sport. 64 % von ihnen bezeichnen sich als Fans, gegenüber nur 37 % bei den Nicht-Kinogängern.“
Es ist überhaupt nicht altmodisch, ins Kino zu gehen. Das ist kein Medium von gestern, sondern ein lebendiger Teil unserer Gemeinden, wie wir es uns wünschen.