Das Cleveland Museum of Art plant für die Zukunft der Vergangenheit
Das Cleveland Museum of Art wurde zu Recht für seine selbstbewusste Reaktion auf die Pandemie gelobt. Dem Museum ist es gelungen, seine Sammlung direkt nach der wegweisenden Einführung von Open Access einem noch größeren Publikum zugänglich zu machen – und das relativ schnell. Von März bis Dezember 2020 wurde ein Anstieg der Open-Access-Downloads von 153 % im Vergleich zum Vorjahr festgestellt. Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass die webbasierten Initiativen des Museums beim heimische Publikum großen Zuspruch finden.
Wie gelang dieser elegante Wechsel von der offenen Welt in eine Welt im Lockdown? Woher kam diese Flexibilität des Museums?
Am 14. März, als die Wirklichkeit der Pandemie uns einholte und das Cleveland Museum of Art (CMA) seine Tore schließen musste, verlagerten die abteilungsübergreifenden Museumsteams ihren Schwerpunkt sofort auf die Erstellung von Online-Toolsets. Aber anstatt einfach nur die bestehende Museumserfahrung online zu replizieren, überlegten sie sich, wie ein Online-Erlebnis der Zukunft aussehen sollte. Unter dem Motto „Home is Where the Art Is“ (Heimat ist, wo die Kunst ist) entwickelte das CMA mehrere neue Ressourcen und schuf so eine Museumserfahrung, bei der die Besucher mit der Sammlung interagieren können. Die Exponate bekommen ihre eigene Bedeutung, werden in den richtigen Kontext eingeordnet und helfen dem Besucher, die Welt zu verstehen. Die Tatsache, dass ein Artefakt alt oder einfach nur schön ist, ist niemals ausreichend, wenn man die Geschichte dahinter nicht kennt
„One Source of Truth“
Das Cleveland Museum of Art hat etwas geschaffen, was Jane Alexander, Chief Digital Information Officer des Museums, als „One Source of Truth“ (Einzige Quelle der Wahrheit) bezeichnet. Dabei werden Backend-Systeme integriert, die alle 15 Minuten aktualisiert werden können. Wenn ein neues Bild hinzugefügt wird, werden alle Metadaten an alle Backend-Systeme übertragen, von der Online-Sammlung bis zur ARTLENS Gallery.
Durch die kontinuierlichen Updates (pro Woche können über zweihundert Objekte hinzugefügt werden) ist das Cleveland Museum of Art auf eine neue Ausstellung – oder eine neue Pandemie – bestens vorbereitet. Diese „One Source of Truth“ bildet das Backbone der technischen Museumsinfrastruktur und steuert sämtliche Elemente, von der Beschreibung an den Wänden bis zu den Informationen in der Online-Sammlung.
Der ursprüngliche Gedanke dabei war, dem Museum ein möglichst flexibles Agieren zu ermöglichen, so Jane Alexander. Wenn das Team ein neues interaktives Erlebnis entwickelt oder ein neues Display auf den Markt kommt, kann das Backend diese Aufgabe bewältigen, ohne dass das System von Grund auf neu eingerichtet werden muss. Ein Beispiel hierfür ist die auf MicroTiles® basierende ArtLens Wall von Christie®, eine zwölf Meter große, interaktive Multitouch-Wand, die in Echtzeit sämtliche Werke der aktuellen Dauerausstellung präsentiert.
Jeder Kurator, Museumspädagoge oder Sammlungsleiter kann die Informationen zu jedem Exponat in der Sammlung über das integrierte Backend-System aktualisieren. Die Änderungen werden dann auf sämtliche Besucherplattformen übertragen, die somit immer das aktuelle Ausstellungsangebot widerspiegeln. In weiser Voraussicht hat das CMA lange vor der Pandemie die Schranken zwischen Besuchern und der Sammlung beseitigt, sodass die Videowände des Museums gerade jetzt ein echter Gewinn sind. Berührungslose Interaktivität und Schnittstellen für Mobilgeräte fühlen sich nicht wie aufgesetzte Spielereien an, sondern wie natürliche Erweiterungen, die Besucher intuitiv, kreativ und spielerisch dazu einladen, sich mit Kunst und dem künstlerischen Schaffensprozess auseinanderzusetzen.
Süchtig machend, explosiv und exponentiell
Wie hat sich dies vor dem Hintergrund der Pandemie ausgewirkt? Ein beliebtes digitales Toolset ist Artlens AI, eine umgekehrte Bildersuche, bei der die Sammlung des CMA online durchsucht wird. Anhand eigener Bilder, die der Besucher hochladen kann, wird mithilfe von künstlicher Intelligenz und Machine Learning nach optisch ähnlichen Bildern in der Sammlung gesucht, die immer wieder neue Ideen und Inspirationen liefern. Diese faszinierende Methode bietet Besuchern die Möglichkeit, sich mithilfe von Bildern, die sie selbst aufgenommen oder gemalt haben, mit Kunst auseinanderzusetzen – das hat Suchtpotenzial. Sehen Sie, was die großen Meister gesehen haben? Lassen sich in antiker Kunst verborgene Nachklänge entdecken? Probieren Sie es am besten selbst aus.