Wenn Sie wissen wollen, welch weiten Weg Lichtfestivals zurückgelegt haben, gehen Sie einfach nach Prag auf das Signal Festival. Innerhalb von 10 Jahren ist es zu einem der angesagtesten Festivals in Europa und zur größten Kulturveranstaltung in Tschechien gewachsen. Die Gäste kommen von überall: Wenn Peter Parker und seine Freunde in Spider-Man: Far From Home eine Klassenfahrt nach Europa planen, wo gehen sie hin? Sie gehen aufs Signal. Natürlich, wohin denn sonst.

In der Anfangszeit konnte ein Lichtfestival mit wenig mehr als Projektionsmapping auf einer historischen Fassade, ein paar Leuchtstäben und einem starken PR-Team behaupten, ein Lichtfestival zu sein. Das allein brachte so viel Spaß und Aufregung, um ein großes, von Technik und Neuem fasziniertes Publikum anzulocken. Doch Lichtfestivals sind erwachsen geworden, so wie es sich alle Beteiligten der ersten Stunde erhofft haben. Es geht nicht nur darum, dass sich die Technik dramatisch verbessert hat – das hat sie –, sondern auch um die Art und Weise, wie die Technik eingesetzt wird. Alle, die gesagt hatten, dass Lichtfestivals und Projektionsmapping ein neues Erzählmedium sind, das auch mit komplexen Themen umgehen kann, sollten recht behalten. Genau wie jene, die ihr Potenzial als gemeinschaftsstiftende Kraft erkannten.

Signal 2023

Nehmen wir das Signal als Beispiel. 2023 verwendete das japanische Kreativstudio Flightgraf zwei Pure-Laserprojektoren aus der Griffyn-Serie für ein Mapping auf die prächtige Barockkirche St. Cyrill und Method, um die Zerbrechlichkeit und die vielfältigen Zusammenhänge zwischen Natur, Umwelt und Menschen auszuleuchten. András L. Nagy verwandelte mit KI und Christie Griffyn^® 4K50-RGB und M 4K25 RGB Pure Laserprojektion die Prager Stadtbibliothek in eine Erkundung der visuellen Qualitäten von Symbolen, Text und ASCII-Zeichen. Rafael Lozano-Hemmer erfasste die Wärmestrahlung der Körpertemperatur und malte damit einzigartige Porträts aus fein verteilten Partikeln.

Die Ergebnisse waren ebenso spektakulär wie die Themen schwierig waren. Doch genau darum geht es. Pavel Mrkus, der Kurator des Signal Festivals, erklärt es so: „Wenn die Zahl der Besucherinnen und Besucher in die Hunderttausende geht, dann schulden wir ihnen eine anspruchsvolle, kuratierte Erzählung, die nur das Festival bieten kann. Die verschiedenen kreativen Positionen, die die Kunstwerke einnehmen, schaffen eine Beziehung zwischen ihnen und einer neuen Geschichte oder Erzählung. Daraus kann eine dritte Bedeutung aufscheinen, die vielleicht etwas Unerwartetes zeigt, das die Zuschauer überrascht. Doch als Kuratoren müssen wir Freiräume lassen. Ein guter Kurator erfindet nicht einfach eine Story und setzt die Künstler dann wie Figuren auf einem Schachbrett ein, um sie mit Leben zu erfüllen. Jedes Jahr, wenn sich rund um ein Thema eine neue Künstler-Community bildet, sind wir von dem Ergebnis genauso überrascht wie alle anderen.“ Lesen Sie mehr über das Signal Festival 2023 und die dort eingesetzte Technologie.

Signal 2024

Diese Ausgabe von AVenue geht etwa gleichzeitig mit der Eröffnung des Signal 2024 in den Druck, daher wissen wir noch nicht genau, was sich im Oktober auf den Straßen von Prag ereignen wird. Doch Pavel Mrkus berichtet, dass sich „Ökosysteme“ als Thema für 2024 schon jetzt als fruchtbar erweist.

„Der Titel Ökosysteme spannt ein schönes Dach für uns auf. Darunter finden sehr viele verschiedene Themen Platz, und es geht nicht nur um die Natur. Wenn man sich tiefer damit beschäftigt, kann man in fast allem Ökosysteme erkennen: Leben, Stadt und Kultur haben alle ihr eigenes Ökosystem, daher lautet das diesjährige Thema ‚Ecosystems 02 → Quest‘. Wie ich gehört habe, arbeitet der Künstler Bill Fontana an etwas, das sich mit der Zerbrechlichkeit von Kulturen beschäftigt. Das wird sicher faszinierend werden.“

Die Communitys, die Lichtfestivals möglich machen, die Künstler, Techniker, Organisatoren und das Publikum, gab es vor nicht allzu langer Zeit noch gar nicht. Sie kamen zusammen, weil die Lichtfestivals sie zusammengeführt haben.