Philippe Bergeron. Ein vielschichtiger Mann
Wie kann man Philippe Bergeron am besten beschreiben? Vermutlich als rastlose Seele. Er ist ein Mann, dessen treibende Kraft stets der Wunsch war, spektakuläre und bewegende Arbeiten abzuliefern. Das zieht sich von seinen Anfängen in der Computeranimation (Tony de Peltrie) über seine Schauspielkarriere bei den Sopranos bis hin zu seiner derzeitigen Präsidentschaft bei PaintScaping, einem Weltmarktführer im 3D-Projection-Mapping.
Wir kamen mit Philippe in Kontakt, als er sich für seinen nächsten Gig vorbereitete, dieses Mal im Tao; in Hollywood, und schafften es, ihn gerade mal lange genug zu bremsen, dass wir ihn zu seiner Karriere im Projection Mapping und seiner Meinung zur Zukunft der Branche befragen konnten.
AVenue: Worin liegen die größten Herausforderungen bei der Realisierung einer neuen Projection Mapping-Gelegenheit?
Philippe Bergeron: Die größte Herausforderung ist immer, die Vision des Kunden umzusetzen und andere an der Kraft von Projection Mapping teilhaben zu lassen. Das liegt nicht immer auf der Hand, und genau das macht es spannend und gleichzeitig zur größten Herausforderung.
AV: Sind die Herausforderungen unterschiedlich, wenn Sie feste Installationsprojekte mit temporären Installationen von 3D-Projection-Mapping vergleichen?
PB: Wir machen diesen Monat unsere allererste feste Installation in Coacha Valley. Bei permanenten Installationen ist die größte Herausforderung die Hardware, die für den Schutz der Projektoren verwendet wird. Sie muss uns die Möglichkeit geben, die Inhalte ferngesteuert zu aktualisieren. Das spielt bei temporären Installationen überhaupt keine Rolle.
AV: Wie ist Ihre Meinung zu den Auswirkungen von kamerabasierten Lösungen für Ausrichtung und Blending auf 3D-Projection-Mapping?
PB: Die Auswirkungen werden enorm sein. Es liegt auf der Hand, dass wir uns umso mehr auf das wirklich Wichtige – die Definition von Kreativität und Geschichte – konzentrieren können, je besser die Software beim automatischen Erstellen von Blends und Warps ist. Das sollte uns mehr Freiheit dabei geben, weil wir wissen, dass das, was wir uns vorstellen können, auch umgesetzt werden kann.
AV: Welche Tools verwenden Sie beim Design von Projection-Mapping-Erlebnissen? Und welche davon verwenden Sie am liebsten?
PB: Twist von Christie ist natürlich ein Renner, aber auch Maya, Nuke und Aftereffects.
AV: Wo überschneiden sich Ihrer Meinung nach Interaktivität und Projection Mapping?
PB: Auch hier werden die Auswirkungen enorm sein. Es ein bisschen wie der Heilige Gral des Mapping. Die Möglichkeit, ein bewegtes Objekt ohne Latenz zu mappen, ist extrem herausfordernd, aber wie kommen da hin, und wenn wir es schaffen, dann wird es etwas ganz Besonderes.
AV: Wie verbreitet ist 4K-Projection-Mapping heute, und wie wird sich das in Zukunft entwickeln?
PB: Wir arbeiten immer öfter mit 4K, aber es ist immer noch nicht so häufig anzutreffen, da die Erstellung von Inhalten viel teurer ist. Die meisten Clips unserer Kunden sind in HD und beim Archivmaterial sind es vielleicht 10 % HD. Das Rendering dauert vier Mal so lang wie bei HD, es gibt also eine Menge Herausforderungen, Sie müssen das wirklich wollen. Wenn Sie es aber tun, ist es die Mühe zweifellos wert.
AV: Und gibt es Vorteile, wenn man Mapping-Inhalte in höherer Auflösung und mit höheren Bildfrequenzen verwendet?
PB: Ganz sicher! Mit 4K erhalten wir noch mehr Möglichkeiten, das Publikum davon zu überzeugen, dass das echt ist, was es sieht. Und bei Projektionen von HFR 4K-Mapping-Inhalten (>60 fps) – wenn auch die Pixeldehnung über unebene Oberflächen nicht verringert wird – sind die Pixel an sich kleiner, so dass es viel weniger auffällt. Vom Standpunkt des Betrachters ist es also ein wirklicher Gewinn.
AV: Die Verbreitung von HFR 4K in den Kinos hat einen Punkt erreicht, an dem es zum Mainstream wird. Glauben Sie, dass dadurch die Nachfrage angeregt wird und Spezialeffekt, die mithilfe von Mapping erzeugt werden, auch in 4K erstellt werden?
PB: Ich glaube nicht, dass wir das vermeiden können. Die Welt wendet sich nicht nur 4K zu, wir müssen uns auch auf 8K vorbereiten.
AV: Was hat Sie zu „A Forest of Mirrors“ inspiriert?
PB: Das war etwas, das ich einmal in einer Fernsehshow mit dem Namen „Der maskierte Magier“ auf Fox TV gesehen hatte, da ging es um Zaubertricks. Ich wollte herausfinden, wie Projection Mapping auf Spiegel reagieren würde, aber die Kombination dieser beiden Elemente war einfach nicht von dieser Welt. Die Spiegel schufen die Illusion eines gigantischen Hologramms und erweckten den Eindruck, als wäre die Leinwand unendlich, ohne dass dazu zusätzliche Pixel generiert werden mussten.
AV: CHRISTIE bietet jetzt neue Tools an, mit denen große Projection Mappings für eine Reihe großer Installationen automatisch ausgerichtet wird. Welchen Einfluss haben Ihrer Meinung nach Lösungen wie Christie Mystique auf Ihre Möglichkeiten, noch größere Erlebnisse zu schaffen und noch komplexere Designs zu erstellen?
PB: Wie ich vorhin schon gesagt habe, die Tools, die Christie schafft und durch die Mapping und Ausrichtung erleichtert werden, sind für unsere Branche unabdingbar. Sie erlauben, uns auf das zu konzentrieren, was für PaintScaping und unsere Kunden wirklich wichtig ist – Kreativität und Geschichte. Das ist das, an das sich das Publikum erinnert – noch lange nachdem die Lichter angehen und die Kinder im Bett sind.
Veranstaltungen der Größenordnung, in der wir arbeiten, erfordern eine gewaltige Menge an Planungsarbeit. Jedes Detail vom Skript, über den Ton bis zu den richtigen Projektoren, Objektiven, der Platzierung und der 3D-Modellierung sind extrem wichtig, damit wir dieses – im wahrsten Sinne des Wortes – Jahrhunderterlebnis auf die Bühne bringen können. Es gibt keinen zweiten Versuch. Daher ist Zuverlässigkeit entscheidend. Die Projektoren von Christie sind unfehlbar zuverlässig und die erste Wahl von PaintScaping. Logischerweise hat jeder Job seine ganz speziellen Herausforderungen. Aber egal ob die Installation temporär oder permanent ist, vor einigen Herausforderungen steht man bei jedem Job. Dazu gehört natürlich das Wetter. Bei temporären Installationen kann man sich mit Zelten behelfen oder die gesamte Show nach drinnen verlegen. In beiden Fällen stellen sich die Projektoren von Christie der Herausforderung.
AV: Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben, und viel Erfolg mit der Show.
PB: Vielen Dank!